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Fahrdienstleiter schrieb am 27. November 2006:

Matsushita Konosuke


Wieder einmal ist unserem VIP Fahrgast größter Dank auszusprechen. Nur durch ihn wird es der weiten Mitfahrgemeinde möglich eine weitere Lektion in japanischer Wirtschaftsgeschichte zu lernen. Für alle, die mit dem Namen Matsushita nichts anfangen können, hier ein paar Hintergrundinformationen:

Konosuke Matsushita? Wer ist das?! Während die Markennamen Panasonic und Technics weltweit bekannt sind, können nicht viele Menschen etwas mit dem Namen Matsushita (Mat-SUSCH-ta) verbinden. Dabei gilt Konosuke Matsushita - der Gründer von Matsushita Electric Industrial - als der erfolgreichste Unternehmensgründer des 20. Jahrhunderts. Eines jedoch unterscheidet ihn von Persönlichkeiten wie Henry Ford, Bill Gates und all den anderen: Matsushita hielt nicht viel von Prunk und Luxus, hielt sich stets im Hintergrund und war über die Grenzen Japans hinaus relativ unbekannt.


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Konosuke Matsushita wurde am 27. November 1894 in Wasamura - rund 60 Kilometer südwestlich von Osaka - geboren. Wasamura war ein Bauerndorf, in dem seine zehnköpfige Familie lebte. 1899 verlor der Vater das Haus sowie den gesamten Landbesitz als Folge seiner Spekulationen an der "Reisbörse". Die Familie Matsushita - beide Eltern und die acht Kinder - mußten notgedrungen in eine kleine Mietwohung nach Wakayama umsiedeln. Im Jahre 1901 begann für Konosuke die Grundschule. Bereits 1904 verließ er die Schule, ging alleine nach Osaka, wo er bei einem Habachi-Händler arbeitete und lebte.

Schon ein Jahr später - 1905 - begann er seine Arbeit bei dem Fahrradhändler Godai. Fahrräder waren zu dieser Zeit noch sehr selten, sie waren teuer und somit der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten. Konosuke lernte von Godai die grundlegenden kaufmännischen Regeln und Umgangsformen. 1906 starb Konusukes Vater. Fünf Jahre lang arbeitete Konosuke für Godai, bis er schließlich 1910 bei der Osaka Electric Light Company als Hilfsarbeiter für die Verkabelung in Gebäuden anfing. Bereits ein Jahr später war er Installationstechniker. 1913 starb seine Mutter, 1915 heiratete er.

Im Jahre 1917 wurde er in der Osaka Electric Light Company zum Inspektor befördert. Seine Arbeit verlagerte sich abrupt von aktiven handwerklichen Tätigkeiten hin zu unproduktiven Überwachungs- und Kontrollarbeiten. Mehr und mehr begann sich Konosuke in dieser Rolle unwohl zu fühlen. Schließlich kündigte er bei der Electric Light Company. Im selben Jahr begann er mit der Produktion von Lampenfassungen, zunächst mit lediglich zwei weiteren Mitarbeitern, von denen eine seine Frau war. Im Jahre 1918 gründete Konosuke Matsushita die Matsushita Electric Appliance Factory. Bereits vier Jahre später - 1922 - produzierte seine Fabrik mehr als zehn verschiedene Produkte und beschäftigte 50 Mitarbeiter.

1923 brachte Konosuke Matsushita sein erstes wirklich bahnbrechendes Produkt auf den japanischen Markt, eine batteriebetriebene Fahrradlampe. Zu dieser Zeit gab es entweder kerzenbetriebene Fahrradlampen oder Batterielampen mit einer Betriebsdauer von 2 bis 3 Stunden. Matsushitas Fahrradlampen schlugen diese bei weitem. Eine Batterieladung hielt um die 40 Stunden und war somit unübertroffen. Seine anfänglichen Probleme, die neuartigen Lampen den skeptischen Fahrradhändlern und Großhändlern zu verkaufen, waren bald überwunden.

Im Jahre 1925 führte Matsushita die Marke "National" ein. Das erste Produkt unter dieser Marke war wenig später eine quadratische Lampe. Diese entstand aus dem ungeheueren Erfolg seiner Fahrradlampen heraus, denn die Leute nutzten die Fahrradlampen zu dieser Zeit bereits zweckentfremdet als Taschenlampen. 1928 beschäftigte Konosuke Matsushita bereits 300 Mitarbeiter. Ein Jahr später - 1929 - änderte er den Firmennamen in Matsushita Electric Works. Im selben Jahr wurde das zweite Büro- und Fabrikgebäude fertiggestellt.

In schwierigsten wirtschaftlichen Zeiten, in denen fast sämtliche Unternehmen Mitarbeiter entließen bzw. ihren Geschäftsbetrieb einstellen mußten, konnte Matsushita stetig expandieren. Immer neue Werke wurden eröffnet, die Zahl seiner Beschäftigten wuchs und wuchs. Matsushita vertrat die Meinung, ein Industrieller müsse in erster Linie der Gesellschaft dienen und um deren Wohl und positive Entwicklung bemüht sein. Aktiengewinne und dergleichen spielten für ihn immer eine untergeordnete Rolle. Als die wirtschaftliche Situation unerträglich wurde, kündigte er keinen einzigen Mitarbeiter, sondern schlug einen vollkommen neuen Weg ein: Verringerung der Produktion von Volltagsproduktion auf Halbtagsproduktion bei vollständiger Fortzahlung der Löhne, wobei der Urlaub der Mitarbeiter gestrichen wurde.

1930 begann die Produktion von Bügeleisen, im selben Jahr wurden die ersten Radios verkauft. 1931 startete Matsushita mit dem Verkauf von Batterien. Das Jahr 1933 brachte grundlegende Veränderungen mit sich. Konosuke Matsushita führte als erster Unternehmer überhaupt die vollständige Unterteilung in mehrere selbständige Unternehmen ein, die sogenannte Divisionalisierung. Dieses System hat sich heute nahezu in allen größeren und großen Firmen durchgesetzt. Matsushita sah den Vorteil dieses Systems in der schnelleren Handlungsfähigkeit jedes der kleinen Unternehmen. Zudem wurde die Eigenverantwortlichkeit extrem gesteigert und die Ausbildung weiterer Führungskräfte gefördert.

1935 wurden die Matsushita Electric Works in Matsushita Electric Industrial Co. Ltd. umgewandelt. Diese Bezeichnung ist bis heute aktuell. Der Zweite Weltkrieg stellte Matsushita vor eine harte Probe. Im Zuge des Krieges wurde er von der japanischen Regierung und vom Militär zur Produktion von hölzernen Flugzeugen und Schiffen für das Militär gedrängt. Niemand seiner Mitarbeiter hatte die dafür erforderlichen Kenntnisse, die Produktionsstätten und -anlagen waren nicht vorhanden. Matsushita finanzierte diese durch extrem hohe Kredite, auf denen er nach dem Krieg sitzenblieb. Er selbst sagte von sich, daß er zu dieser Zeit die wohl am meisten verschuldete Privatperson in ganz Japan gewesen sein muß.

Die Amerikaner enthoben ihn nach Kriegsende seines Amtes und froren seine Konten ein. Bis 1950 stand Matsushita Electric als "special holding company" - auch "zaibatsu" genannt - unter Kontrolle der Amerikaner. Im Jahre 1952 unterzeichnete Konosuke Matsushita in Holland mit dem Elektronikriesen Philips ein Abkommen zur gegenseitigen Zusammenarbeit. Im Zuge dieser Übereinkunft brachte Philips Technologieerfahrungen ein, während Matsushita Electric Managementleistungen beisteuerte.

1954 erfolgte die Übernahme der Japan Victor Company - JVC. 1959 wurde die erste Niederlassung von Matsushita in den Vereinigten Staaten eröffnet. Seitdem expandierte die Matsushita Electric weltweit unaufhaltsam. Konosuke Matsushita zog sich mehr und mehr aus dem operativen Geschäft zurück, blieb seiner Firma jedoch immer erhalten, wenn auch letztendlich nur noch in beratender Funktion.

Zahlreiche Neuerungen, wie die o. g. Einführung der Divisionalisierung, sind auf ihn zurückzuführen. Matsushita führte als erstes japanisches Unternehmen die 5-Tage-Woche bei unveränderten Löhnen bzw. Gehältern ein. Seinen Mitarbeitern und Mitmenschen gegenüber trat er höflich und demütig auf, Größenwahn kannte er nie. 1980 gründete er die Matsushita School of Government and Management. Als er sich mehr und mehr aus dem aktiven Geschäft zurückzog, wendete er sich neuen Aufgaben zu. Das von ihm gegründete PHP Institut widmete und widmet sich der Erforschung der menschlichen Natur.

Noch zu Lebzeiten stellten ihm seine eigenen Mitarbeiter eine Bronzestatue auf. Vorangetrieben wurde das Vorhaben durch die eigene Gewerkschaft, finanziert durch private Gelder von Mitarbeitern der Matsushita Electric. Dieses Beispiel ist bis heute einmalig und zeigt, wie sehr Konosuke Matsushita geachtet und geschätzt wurde. Am 27. April 1989 starb Konosuke Matsushita im Alter von 94 Jahren.


Zum Abschluss noch ein Zitat:

The untrapped mind is open enough to see many possibilities,
humble enough to learn from anyone and anything,
forbearing enough to forgive all,
perceptive enough to see things as they really are
and reasonable enough to judge their true value.

Konosuke Matsushita.



Ich hoffe euren unbändigen Wissensdurst damit ein wenig gestillt zu haben, wenn noch weitere Informationen gewünscht sind, kann ich gerne mit Literaturtipps weiterhelfen.

Mit besten Grüßen,
oyasumi nasai,
die Fahrdienstleitung



Kommentare: 7 Kommentare

Rainer schrieb am 28. November 2006:

Danke!

babs schrieb am 28. November 2006:

also früher einmal, da hatten wir viele mitreisende und es war lustig.(manchesmal auch jetzt noch). aber jetzt sind wir wenige und wir müssen schon hochwissenschaftliche berichte lesen. vielleicht hört jemand mein flehen und es schreiben wieder mehr!!!!!! crazy LOL crazy LOL

poldi schrieb am 28. November 2006:

Auch DDDDANKE!!!
Fast sprachlos confused

Tis schrieb am 28. November 2006:

Ich werde das lesen, wenn ich Zeit habe. Danke, Tis

Rainer schrieb am 5. Dezember 2006:

Eigentlich wollte ich nur irgendeine Alternative zum klasssichen Geburtstagwunsches für Jimi Hendrix anbieten, und auf Wikipedia hab ich diesen, mir völlig unbekannten, Japaner gefunden ...

Oliver schrieb am 5. Dezember 2006:

Da siehst du wieder was man mit anscheinenden Belanglosigkeiten auslösen kann.

Rainer schrieb am 7. Dezember 2006:

Danke für die Belehrung.